Eisenbahnregion Wuppertal

Bis Ende der siebziger Jahre war Wuppertal eine richtige Eisenbahnregion. Neben der Sambastrecke gab es in und um Wuppertal noch viele Nebenbahnen. Die folgende Karte zeigt das Eisenbahnnetz im Bereich Wuppertal im Jahre 1972.

Nach der Streckenauflistung folgt ein Ausflug auf die Wuppertaler Nordbahn.

 

Streckenkarte der Deutschen Bundesbahn für den Bereich Wuppertal 1972

Eisenbahnstrecken im Bereich Wuppertal 1972

Alle Angaben betreffen den Personenverkehr!

Kursbuchstrecke 335: Wuppertal - Langenberg - Essen (heute Strecke 446)
Kursbuchstrecke 336: Wuppertal - Sprockhövel - Hattingen (1979 stillgelegt)
Kursbuchstrecke 400: Hagen - Wuppertal - Düsseldorf - oder Köln (Hauptstrecke Heute Strecke 455 Bzw. 485)
Kursbuchstrecke 401: Düsseldorf - Mettmann - Wuppertal-Wichlinghausen                   (Rheinische Strecke; heute Strecke 450.28
ab  Mettmann stillgelegt)
Kursbuchstrecke 402: Wuppertal - Schwelm - Gevelsberg � Witten   (1978 stillgelegt)
Kursbuchstrecke 403: Wuppertal - Dahlerau � Radevormwald  (1979 stillgelegt)
Kursbuchstrecke 406:

 Wuppertal - Wuppertal-Cronenberg
(später 402) (Sambastrecke 1988 stillgelegt)

Kursbuchstrecke 410: Wuppertal - Remscheid - Solingen - (Düsseldorf) (heute Strecke 458 bis Solingen Ohligs)
Kursbuchstrecke 411:   Remscheid-Lennep - Wermelskirchen � Opladen (Remscheid-Lennep - Hilgen 1982 stillgelegt, 1991 Hilgen - Opladen stillgelegt)
Kursbuchstrecke 412:

 

 

Zu Strecke 412:               

Remscheid-Lennep - Marienheide � Dieringhausen (Wipperführt Ost - Marienheide 1984 stillgelegt, Remscheid-Lennep - Wipperführt Ost 1986 stillgelegt)

Der Streckenabschnitt zwischen Marienheide und Gummersbach wurde 1986 stillgelegt. Dieser Abschnitt wurde im April 2003 wieder in Betrieb genommen. Die Stündlich verkehrenden Regionalbahnen sind im Kursbuch der DB unter der Strecke 459 zu finden.

 


An dieser Streckenauflistung wird deutlich, wie bedeutend noch im Jahr 1972 die Eisenbahn im Großraum Wuppertal war. Ende der siebziger Jahre begann nun der Kahlschlag der Deutschen Bundesbahn in Wuppertal. Lediglich die Sambastrecke nach Cronenberg und die Rheinische Strecke nach Wuppertal-Wichlinghausen überlebten noch einige Zeit. Es wurde jedoch kein Geld mehr in die verbleibenden Nebenstrecken investiert. Die Deutsche Bundesbahn hatte kein Interesse daran, den ÖPNV auf Nebenstrecken attraktiver zu gestalten, um so ein Überleben zu sichern. Auch in der Politik gab es zu dieser Zeit wenig Interesse daran, am Niedergang der Nebenbahnen etwas zu ändern.

 

 

Streckenkarte der Deutschen Bahn AG im Jahr 2002

 


Ein Besuch auf der Wuppertaler Nordbahn:

Die Rheinische Strecke

Die Wuppertaler Nordbahn

Die große Schwester des Cronenberger Samba ist ohne Zweifel die Rheinische Strecke, die im Wuppertaler Stadtgebiet auch die "Nordbahn" genannt wird. Anfangs als Konkurrenzstrecke für die Bergisch-Märkische Eisenbahn gedacht (heute Hauptstrecke durch Wuppertal), so waren die letzten Betriebsjahre der Wuppertaler Nordbahn ein Sterben auf Raten. Wie bereits auf der Stichbahn nach Cronenberg wurden auf dem Streckenabschnitt Mettmann - Wt.-Wichlinghausen keine Investitionen mehr getätigt. Der Personenzugverkehr beschränkte sich ebenfalls auf Akkutriebwagen der Baureihe 515.

Eröffnet wurde der Teilabschnitt Düsseldorf - Mettmann - Wuppertal-Nord - Hagen am 15. Mai 1879.

Stillgelegt wurde der Abschnitt Wuppertal-Wichlinghausen - Schwelm-Loh bereits 1979, der Abschnitt Mettmann - Wuppertal-Wichlinghausen folgte im September 1991 für den Personenverkehr. Im April 2000 fuhr dann auch der letzte Güterzug über die Wuppertaler Nordbahn.

 


Dreiteiliger Schienenbus im Sommer 1999 im Bahnhof Wuppertal-Mirke (Foto L. Wahler)

Auf diesem Ausflug möchte ich mich jedoch überwiegend auf den Streckenabschnitt der Rheinischen Strecke im Wuppertaler Stadtgebiet beschränken. Die Strecke verläuft ab Wuppertal-Lüntenbeck etwa 0,5 bis maximal 1,5 Kilometer nördlich der Hauptstrecke in der Wuppertaler Talsohle.

Die Rheinische Strecke reichte in ihren besten Jahren von Düsseldorf bis nach Dortmund-Hörde. Sie folgte hier fast immer parallel der Bergisch-Märkischen Eisenbahnstrecke, konnte sich jedoch immer weniger im Wettbewerb behaupten. Die großen Bahnhöfe lagen halt nicht an der Rheinischen Strecke, so dass die meisten Personenzüge durch die Talsohle und somit über die Bergisch-Märkische Strecke fuhren.

 


Gleicher Schienenbus wie bei Foto 1 im Bahnhof Wuppertal-Loh (Foto L. Wahler)

Der Streckenverlauf

Die Rheinische Strecke beginnt am Hauptbahnhof Düsseldorf. Bis zum Bahnhof Düsseldorf-Gerresheim, benutzen die Züge noch die Gleise der Hauptbahn Düsseldorf - Wuppertal. In Düsseldorf-Gerresheim zweigt die Strecke links ab in Richtung Erkrath-Nord. Weiter geht es durch das Neandertal zur Kreisstadt Mettmann. Der Bahnhof Mettmann trägt heute den Namen Mettmann-Stadtwald und ist der Endbahnhof der S-Bahnlinie S28 Kaarser See - Mettmann-Stadtwald. Ab Mettmann verkehren nur noch wenige Güterzüge zum Kalkwerk Dornap. über Felder und Wiesen geht es weiter in Richtung Wuppertal. Der Bahnhof Dornap-Hahnenfurth ist der letzte Bahnhof mit Güterzugverkehr. 

Der weitere Streckenabschnitt zum Wuppertaler Stadtgebiet ist stillgelegt und bis zum ehemaligen Haltepunkt Wuppertal-Lüntenbeck abgebaut. In Wuppertal-Lüntenbeck trifft die knapp 1,5 Kilometer lange Verbindungsstrecke von Wuppertal-Vohwinkel auf die Rheinische Strecke. Auch dieser Abschnitt ist heute stillgelegt, hier liegen jedoch noch die Schienen. Hier beginnt auch die Wuppertaler Nordbahn: über die Ortsteile Wt-Varresbeck, die Elberfelder Nordstadt, die Wohngebiete Loh und Rott erreicht sie den Bahnhof Wuppertal-Wichlinghausen. Wuppertal-Wichlinghausen war in den letzen zwölf Betriebsjahren (bis 1991) der Endbahnhof für Personenzüge. In Wuppertal-Wichlinghausen kreuzt dann die Strecke Wuppertal-Oberbarmen - Hattingen die Nordbahn. Nach etwa einem Kilometer zweigt diese Strecke im Ortsteil Wuppertal-Nächtebreck links ab und verläuft über Sprockhövel nach Hattingen (Ruhr). Die Rheinische Strecke ist heute im Abschnitt Wuppertal-Heubruch bis Schwelm-Loh abgebaut. Auch die Strecke nach Hattingen ist nicht mehr vorhanden. Die Schienen liegen noch auf dem Abschnitt Wuppertal-Langerfeld Gbf. bis Wuppertal-Wichlinghausen. Der Gesamtverkehr ist aber auch hier längst eingestellt.

Bereits seit 1979 stillgelegt ist der weitere Streckenverlauf in Richtung Schwelm-Loh und Gevelsberg-West. Ab Gevelsberg-West Richtung Hagen verkehrt die S-Bahnlinie S8 Mönchengladbach - Hagen. In Hagen trifft die Rheinische Strecke wieder auf die Hauptbahn Hagen - Wuppertal.

Ab Hagen geht es weiter auf der heutigen Hauptstrecke Hagen - Hamm. In Schwerte (Ruhr) zweigt die ehemalige Rheinische Strecke links ab und erreicht nach einem Tunnel das Dortmunder Stadtgebiet. In Dortmund-Hörde trifft die Strecke auf die Bahnverbindung Dortmund - Soest. Besonders das Stahlwerk in Dortmund-Hörde sorgte in der Blütezeit des Deutschen Stahls für erhebliches Güteraufkommen.

 

 


Der Akkutriebwagen der Baureihe 515 mit Steuerwagen Baureihe 815 ist gerade in Wuppertal-Ottenbruch gestartet. Fahrtziel ist Düsseldorf über Mettmann (Foto C. Riedel)

Zwischen beiden Aufnahmen liegen etwa 15 Jahre. Nachdem im September 1991 der Personenzugverkehr eingestellt wurde, baute die Deutsche Bundesbahn ein Gleis ab. Der nur noch geringe Güterverkehr konnte nun mit einem Durchgangsgleis bewältigt werden. Im Jahr 2004 ist der auf den Fotos sichtbare Streckenteil völlig zugewachsen und verwildert.

 


Blick vom Bahnhof Wuppertal-Ottenbruch in Richtung Tunnel Dorp im Jahr 1999 (Foto L. Wahler)

Brücken, Tunnel und Viadukte

Beim Lesen der Überschrift denkt man sicherlich an eine Gebirgsbahn in den Alpen. Doch die Höhenunterschiede im Wuppertaler Stadtgebiet machten diese Bauwerke unverzichtbar. Im Gegensatz zum Cronenberger Samba hatte die Nordbahn zwar keine erheblichen Steigungen zu überwinden, doch die unzähligen Taleinschnitte und Hügel zwangen die Erbauer viele Tunnel und Brücken zu bauen. Das größte Bauwerk ist das Barmer Viadukt, welches das Wohngebiet Rott mit dem Sedansberg verbindet. Vom Zug aus hatte man einen tollen Blick auf die Barmer Innenstadt. Beachtlich ist auch das Schwarzbachviadukt, wo eine lange Stahlbrücke die Verbindung zwischen Wuppertal-Wichlinghausen und Wuppertal-Langerfeld herstellt. Diese Strecke gehörte nicht direkt zur Rheinischen Strecke, sondern war ein Teil der Strecke Wuppertal-Oberbarmen - Hattingen (Ruhr). Als Zubringerstrecke war dieses Verbindungsgleis jedoch für die Nordbahn äußerst wichtig.

 


Der Akkutriebwagen hat gerade das Barmer Viadukt verlassen und erreicht in Kürze den Haltepunkt Wuppertal-Heubruch. Fahrtziel des Zuges ist Wuppertal-Wichlinghausen (Foto C. Riedel)

Der Zugverkehr

Die Rheinische Strecke wurde von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft als Konkurrenzstrecke zur Bahnlinie der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft in der Talsohle Wuppertals gebaut. Im Personenverkehr konnte sich jedoch die Rheinische Strecke nie richtig durchsetzen. Besonders für überregionalen Züge war die Strecke deutlich unterlegen. Viel zu lange dauerte die Fahrt von Hagen bis Düsseldorf über die Rheinische Strecke. Selbst die letzten Personenzüge vor der Stilllegung benötigten von Wuppertal-Wichlinghausen bis Düsseldorf etwa 70 Minuten. Ab Wuppertal-Oberbarmen (etwa 5 Minuten Fußweg ab Wichlinghausen) benötigt die S-Bahn nur 35 Minuten; der Regionalexpress sogar nur 25 Minuten bis Düsseldorf. Problematisch war auch, dass es von der Nordbahn aus keine direkte Verbindung zum Wuppertaler Hauptbahnhof gab. Die Nordbahn stellte zwar eine Verbindung zu vielen Wohngebieten untereinander her, eine Zugverbindung zur Innenstadt gab es allerdings nicht. Daher war der Personenzugverkehr immer recht unbedeutend. Ab 1988 bis 1991 fuhr nur noch ein Zugpaar von Düsseldorf aus über die Nordbahn. Mit diesem völlig unzureichendem Zugangebot wurden dann auch die letzten Fahrgäste vergrault.

Zwischen Kaarst und Mettmann verkehrt heute die S-Bahnlinie S28 im 20-Minuten-Takt. Es ist geplant, das Teilstück Mettmann - Wuppertal-Vohwinkel zu reaktivieren. In Wuppertal-Dornap soll eine neue Verbindungskurve nach Wuppertal-Vohwinkel gebaut werden. Die S-Bahnlinie S28 soll dann von Mettmann aus bis Wuppertal über Vohwinkel verlängert werden. Für die eigentliche Nordbahn sieht es jedoch nicht besonders gut aus, da hier keine Fahrgaststeigerung zu erwarten ist.

Der Güterverkehr

Bis zur Elektrifizierung der Hauptstrecke Hagen - Wuppertal - Düsseldorf und Wuppertal - Köln war der Güterverkehr von hoher Bedeutung. Bis Ende der sechziger Jahre galt die Rheinische Strecke als Güterhauptbahn. Großdampfloks der Baureihe 44 mit langen Güterzügen prägten lange Zeit das Bild der Wuppertaler Nordbahn. Neben Durchgangs-Güterzügen hatte der Zubringerverkehr zu den unzähligen Werksanbindungen auch eine hohe Bedeutung. Im Wuppertaler Stadtgebiet befanden sich unzählige Gleisanschlüsse zu Industriegebieten und Firmen. So gehörten die Werke Kugel Fischer oder Happich lange Jahre zu den Großkunden der Eisenbahn. Da die vielen Gleisanschlüsse auch viele Stellwerke benötigten, war der Betrieb auf der Nordbahn sehr personalintensiv, welches zuletzt zu immer höheren Betriebskosten führte. Trotz vieler Güterkunden rechnete sich der Zugverkehr immer weniger. Es wird gemunkelt, dass die Bahn nur noch überteuerte Angebote machte, um eine Stilllegung zu beschleunigen. So wurden die Kunden regelrecht genötigt, ihre Güter künftig über die Straße zu transportieren. Der letzte Güterzug fuhr am 1. April 2000. Danach wurde der Gesamtverkehr auf der Wuppertaler Nordbahn eingestellt. 

Die Firma Johnson Controls (früher Happich) hat zur Zeit ein Gutachten in Auftrag gegeben, um zu prüfen ob es möglich sei, den Güterverkehr �ber die Rheinische Strecke abzuwickeln. Damit gibt es eine Chance zur Reaktivierung des Güterverkehrs auf der Wuppertaler Nordbahn.

Leider ist das Thema Güterverkehr auf Eis gelegt. Nachdem Die Sambatrasse ein wahres Publikumsmagnet geworden ist, wird nun auf der Nordbahntrasse ein Rad- und Wanderweg gebaut. Zur Zeit ist das Thema Nordbahntrasse in den Lokalmedien stark vertreten. Eröffnung der Freizeittrasse soll im Juni 2010 sein.

 


Nur noch den äußersten Wuppertaler Westen erreicht dieser Güterzug im Düsseldorfer Hauptbahnhof im Sommer 2000. Nur noch bis Dornap-Hahnenfurth findet Güterverkehr statt. Die dortigen Kalkwerke sind der letzte verbliebene Güterkunde der Rheinischen Strecke auf Wuppertaler Stadtgebiet. (Foto L. Wahler)


Die Zukunft der Trasse gehört den Radfahrern und Wanderer. Wenn im Jahr 2010 die "Trasse" fertig ist, besteht die Möglichkeit von Wuppertal-Vohwinkel bis Hattingen (Ruhr) ohne Unterbrechung über die Bahntrasse zu Wandern. Die Gesamtstrecke ist allerdings dann besser mit dem Fahrrad zu erkunden. Zu Fuß würde die Gesamtstrecke sehr anstrengend werden.